Romanistentag 2015

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

ganz herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Interesse an meinem Beitrag.

Gern wäre ich im theoretischen Teil noch auf das eine oder andere Beispiel eingegangen, denke aber, dass meine Erläuterungen bei Ihnen angekommen sind.

Womit ich weniger zufrieden bin, ist der Praxis-Teil Wissenschaftsorientierter Fremdsprachenunterricht. Mein auf Effektivität und Effizienz ausgerichtetes Unterrichtsmodell (MET: Model of Effective Teaching) hätte noch weiter erläutert werden müssen, damit Sie für Ihre Unterrichtspraxis stärker davon profitieren können:

Das Modell sollte flexibel gehandhabt werden. Nicht alle Schritte müssen in einer Unterrichtseinheit zum Tragen kommen.

Das Model of Effective Teaching (MET) ist an Direkter Instruktion orientiert, lässt aber im Sinne eines lerngruppenbezogenen Scaffolding genügend Spielraum.

Direkte Instruktion (DI), besser: Interactive Whole-Class Teaching, ist eine umfassende Unterrichtskonzeption. Sie hat mit Frontalunterricht (didactic teaching) nichts zu tun.

Das MET umfasst verschiedene Unterrichtsaktivitäten, die durch empirische Forschung als lernwirksam ausgewiesen sind.

Das MET bietet Orientierung: Das Lehrgerüst kann in den Hintergrund treten, wenn Lehrpersonen (und Lernende) adäquatere Möglichkeiten für den eigenen Unterrichtskontext gefunden haben.

Gern hätte ich Ihnen, außer konkreten Beispielen, nähergebracht, dass individualisiertes Lernen und/oder offener Unterricht zum einen nicht hinreichend definiert und zum anderen in wissenschaftlichen Untersuchungen nicht als lernwirksam ausgewiesen sind.

Wer seinen Schülerinnen und Schülern sorgfältig konzipierte Arbeitsblätter vorlegt, ist der Individualisierung nicht wirklich nähergekommen, denn in den Vorgaben steckt meist ein „impliziter Lehrer“. Zudem ist Lernen, ob von der Lehrperson direkt oder indirekt gesteuert, stets ein individueller Prozess. Wie sonst könnte man erklären, dass das, was wir mit den Schülerinnen und Schülern erarbeiten, ganz unterschiedlich bei einzelnen Lernenden ankommt?

Aus meiner Sicht geht es nicht darum, die Schülerinnen und Schüler möglichst viel selbsttätig erarbeiten zu lassen. Vielmehr sollten Lehr- und Lernprozesse so gesteuert (!) werden, dass möglichst viele Schülerinnen und Schüler die gesteckten Ziele erreichen können und die Freude am Lernen nicht verlieren. Aus meiner Erfahrung sind die Lernenden selbst an Effektivität und Effizienz interessiert, auch wenn sie es natürlich nicht so nennen.

Das schließt selbstverständlich die Arbeit in Tandems oder Teams nicht aus, im Gegenteil. Kooperatives und handlungsorientiertes Lernen haben auch in einem von der Lehrerin oder dem Lehrer gesteuerten Unterricht einen herausragenden Platz.

Unterricht in seiner offensten Form – die Lernenden bestimmen über Ziele, Inhalte, Methoden und Sozialformen – setzt ein hohes Zeitbudget voraus und benachteiligt lernschwächere Schülerinnen und Schüler in unverantwortlicher Weise.

In diesem Sinne grüße ich Sie ganz herzlich!
Inez De Florio Hansen

 

P. S. Ausführungen zu den Links: ‚Mehrsprachigkeit‘ sowie ‚Forschungsansätze‘ folgen im September 2015

PPT: pptxSlides (Theorie)811.83 kB      PPT: pptxSlides (Praxis)67.95 kB  

pdfMET: MODEL OF EFFECTIVE TEACHING15.36 kB

Link: Mehrsprachigkeit im Rahmen des MET
Link: Forschungsansätze (Action Research, Reflective Practioner etc.)