in dieser 5. Folge von ‚Feedback im Fremdsprachenunterricht‘ geht es um Rückmeldungen, die Lehrpersonen ihren Schülerinnen und Schülern geben (sollten). Dabei gelten folgende wichtige Grundsätze:
1. Feedback muss häufig(er) erfolgen
Lehrpersonen geben ihren Lernenden viel zu selten ein Feedback. Experten haben festgestellt, dass auch im Fremdsprachenunterricht eine Rückmeldung oft nur im Zusammenhang mit einem Test oder einer Klassenarbeit erfolgt. Und sogar bei dieser Gelegenheit beschränken sich viele Lehrpersonen auf die Note. Sie nehmen nämlich an, dass die Zensur oder die Punktzahl den individuellen Lernenden schon hinreichend Auskunft über ihren Lernstand gibt. Dass das nicht so ist, kann man Interviews mit Schülerinnen und Schülern entnehmen, die sich nähere Auskünfte zu ihren Leistungen wünschen würden.
Nach Hattie (2009; 2012) und anderen Unterrichtsforschern sollte Feedback kontinuierlich in regelmäßigen Abständen vom Beginn einer Unterrichtseinheit bzw. einer -stunde bis zum Ende erfolgen.
- Beim angeleiteten sowie beim selbstständigen Üben müssen die Lernenden zeitnah erfahren, ob sie auf dem richtigen Weg sind. Wenn die Klärung von Missverständnissen und die Korrektur von Fehlern erst am Ende erfolgt, sind Fehlinterpretationen viel schwerer richtig zu stellen. Zudem ist die Gelegenheit, einige Sachverhalte durch eine Lernschleife, das sogenannte re-teaching, zurechtzurücken, meist vertan.
- Nach der Einführung der neuen Lerninhalte ergibt sich die Gelegenheit, durch Rückfragen der Lehrperson möglichst vielen Schülern ein positives Feedback zu geben, indem Fragen zunächst möglichst einfach und zunehmend anspruchsvoller formuliert werden.
- Hauptgelegenheiten sind z. B. die Darlegung der Lernziele und der Erfolgskriterien. Hier erfahren die Lernenden durch das Feedback der Lehrperson, ob sie wirklich verstanden haben, was sie am Ende wissen und können sollten.
2. Feedback muss klar erkennbar sein
Viele Lehrerinnen und Lehrer sind davon überzeugt, dass sie den Lernenden häufig Feedback geben. Befragt man nun deren Schülerinnen und Schüler, so stellt man leider fest, dass das vermeintliche Feedback von den Lernenden nicht als solches wahrgenommen wird. Entweder erfolgt es zu beiläufig oder in einer Formulierung, mit der einzelne Schülerinnen und Schüler wenig anzufangen wissen, weil die Rückmeldung zu unspezifisch erfolgt. „Das können wir. Machen wir weiter!“ kann nicht als Feedback betrachtet werden, aus dem die Lernenden Informationen über ihre Fortschritte oder Lernschwierigkeiten entnehmen können.
Feedback sollte sich möglichst immer auf einen konkreten Sachverhalt beziehen: „Ich denke, die Formen der wichtigsten unregelmäßigen Verben können wir jetzt, müssen sie aber noch mehrmals wiederholen, um sie anwenden zu können.“ Oder: „Mark, der Gedanke, dass es einen Unterschied zwischen savoir und pouvoir im Sinn von ‚können‘ gibt, ist gut. Nun müssen wir anhand der Beispiele herausfinden, worin er besteht.“
Floskeln wie „Das war schon ganz gut, aber...“ bei einer falschen Lösung sind tunlichst zu vermeiden. Und jede noch so geringe positive Leistung mit einem „Sehr gut, weiter so… „ zu belobigen, führt nicht zu der Anstrengung, die für gute Lernergebnisse nun einmal erforderlich ist. Das leitet zum nächsten Grundsatz über.
3. Feedback darf nicht undifferenziert erfolgen
Eine weltbekannte Motivationsforscherin, Carol Dweck, hat in einer großen Zahl von Studien herausgefunden, dass Lob oft das Gegenteil von dem bewirkt, was Lehrpersonen (und Eltern) erreichen wollen. Daniel Pink, der an die Ergebnisse von Dweck anknüpft, betont, dass im Endeffekt nur intrinsische Motivation zu größeren Lernanstrengungen und Lernerfolgen führt.
Wie erreicht eine Lehrerin oder ein Lehrer durch Feedback eine Steigerung der Lernerfolge? Mit ziemlicher Sicherheit nicht dadurch, dass ein undifferenziertes Lob ausgesprochen wird. Wenn wir einem Kind oder Jugendlichen einmal das Label „Du bist wirklich schlau!“ angeheftet haben, wird sie oder er alles tun, um diese Etikettierung nicht zu verlieren. Die Schülerin oder der Schüler wird jedes Risiko vermeiden. Meist hat dies Rückschritte in der Lernleistung zur Folge.
Nach Dweck und Pink (sowie anderen Motivationsexperten) sollte Lob an die konkrete Leistung gebunden sein, z. B. „Du hast den Text gut zusammengefasst, denn du hast …“. Positive Rückmeldung ist dann besonders wirksam, wenn sie sich auf die Anstrengungsbereitschaft bzw. das Durchhaltevermögen einzelner Schülerinnen und Schüler bezieht. „Es ist gut, dass du schon bis zu diesem Abschnitt gekommen bist. Nun solltest du vielleicht versuchen …“