Die folgenden Feedback-Strategien, die vor allem in den USA eingesetzt werden, haben eines gemeinsam: Sie sollen die Lehrperson möglichst schon im laufenden Unterricht auf Missverständnisse und/oder Lernschwierigkeiten einzelner Schülerinnen und Schüler hinweisen.
I. Ressourcen für den kurz- und längerfristigen Einsatz
Handsignale: Über Daumen nach oben, nach unten und geradeaus, können die Lernenden auch durch die Anzahl der erhobenen Finger anzeigen, wie gut sie einen Lernzusammenhang verstanden haben. Dabei geht es von eins bis fünf, wobei die gesamte erhobene Hand, d. h. alle fünf Finger weisen ausgetreckt nach oben, das volle Verständnis des neuen Unterrichtsinhalts anzeigt. So kann die Lehrperson den Schülerinnen und Schülern, die aus irgendeinem Grund mit dem dargebotenen Unterrichtsstoff nicht zurechtkommen, gezielt helfen.
Exit Tickets: Die Lernenden geben der Lehrperson am Ende der Unterrichtsstunde ein mit ihrem Namen versehenes Kärtchen ab, auf dem sie eine Frage schriftlich beantwortet oder zu einem ausgewählten Unterrichtsinhalt Stellung genommen haben. Fragen bzw. kurze Schreibaufgaben kann die Lehrperson so auswählen, dass sie Auskunft über mögliche Missverständnisse erhält und diese in der folgenden Unterrichtsstunde klären kann.
Ampelmethode: Bei angeleitetem oder selbstständigem Üben stellen die Lernenden ein grünes Schild auf, wenn sie gut mit den Aufgaben vorankommen; ein gelbes Kärtchen zeigt an, dass sie Ideen und/oder Fragen zu den Aufgaben haben und ein rotes Kärtchen weist die Lehrperson darauf hin, dass größere Lernschwierigkeiten aufgetreten sind. Selbstverständlich versuchen die Lernenden zunächst, ein Feedback von ihren Gruppenmitgliedern zu erhalten, bevor sie allein oder als Gruppe zu den Kärtchen greifen.
Lerntagebücher: Nach wie vor sind längerfristig angelegte Lerntagebücher eine wirkungsvolle, aber aufwendige Feedback-Strategie. Lernprotokolle hingegen können von jedem Lernenden kurzfristig erstellt werden, entweder zu einzelnen Unterrichtsstunden oder auch nur zu einzelnen Phasen, bei denen die Lehrperson den Eindruck gewonnen hat, dass viele Schülerinnen und Schüler nicht „mitgekommen“ sind.
II. Beteiligung der Lernenden am Formative Assessment
Bei dem folgenden aus vier Schritten bestehenden Verfahren geht es nicht nur darum, dass die Lehrperson von den Schülerinnen und Schülern zeitnah ein Feedback zu deren Lernfortschritten und Lernschwierigkeiten erhält. Vielmehr werden die Lernenden von Anfang an in den Assessment-Prozess eingebunden, und zwar durch die folgenden vier Schritte:
- Clarify intended learning: Bei diesem ersten Schritt geht es darum, mit den Schülerinnen und Schülern zu definieren, was gelernt werden soll und woran sie erkennen können, dass sie auf dem richtigen Weg sind und ihr Lernen erfolgreich ist.
- Elicit evidence: Üblicherweise ist es die Lehrperson, die rückversichernde Fragen zu den Lernfortschritten stellt. Da die Schülerinnen und Schüler durch den ersten Schritt an der Festlegung der Ziele und Erfolgskriterien beteiligt sind, werden sie angehalten, auch selbst entsprechende Fragen zu stellen (assertive questioning).
- Interpret evidence: Mit Hilfe der Lehrperson interpretieren die Lernenden ihr eigenes Lernen sowie die Lernfortschritte von Peers. Sie achten darauf, inwieweit sie selbst und ihre Mitlernenden die in Schritt 1 festgelegten Erfolgskriterien auch tatsächlich erreichen. Durch ihre Interpretation eigener und fremder Lernfortschritte tragen sie zur (möglichen) kurzfristigen Änderung von Lehr- und Lernstrategien bei.
- Acting on evidence: Beim letzten Schritt finden die Lernenden zusammen mit der Lehrperson heraus, wann sie in der Mehrzahl bereit sind, den Schritt vom formalen Üben hin zu Anwendung und Transfer auf lebensweltliche Probleme bzw. neue Situationen zu wagen.