Feedback – ein vielfältiger Begriff
Neben dem alltagsweltlichen Gebrauch (vgl. mein Wunsch nach Feedback im vorigen Abschnitt) wird Feedback in der Wissenschaft in unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht.
Durch die Einführung von Bildungsstandards erhoffen sich die damit befassten Politiker ein Feedback. Im Rahmen des Bildungs-Monitorings wollen sie erfahren, inwieweit die eingeführten Standards tatsächlich erreicht werden. Einmal abgesehen davon, ob die vorliegenden Bildungsstandards überhaupt zu einer Verbesserung des Unterrichts führen können, bedeutet Feedback in diesem Zusammenhang nichts anderes als Kontrolle bzw. die „Rechenschaftslegung“ von Lehrpersonen über etwas, wofür sie in dieser Form nicht verantwortlich zu machen sind. Man kann nämlich kein auf menschlichem Zusammenwirken beruhendes System wie Schule und Unterricht durch den Output steuern oder auch nur regeln. Über Bildungsstandards kann man allenfalls Anstöße dazu geben, über den curricularen Input sowie die Unterrichts- und Lernprozesse verstärkt nachzudenken. Daher wollen wir uns dem Lehren und Lernen fremder Sprachen zuwenden und uns fragen, welche Rolle Feedback im Fremdsprachenunterricht spielt und wie es möglichst wirksam gestaltet werden kann.
Im Allgemeinen (so auch die Hattie-Studie sowie die Arbeiten seiner Kollegin Helen Timperley und anderer empirischer Forscher) lassen sich im Unterricht drei Arten von Feedback unterscheiden: 1. Feedback von Lehrpersonen für die Schülerinnen und Schüler, 2. Feedback der Lernenden untereinander und 3. Feedback der Schülerinnen und Schüler für die Lehrperson. Aus meiner Sicht kommt noch eine weitere Form der Rückmeldung hinzu, nämlich 4. Feedback der Lehrpersonen untereinander, z. B. in professionellen Arbeitsgruppen.
Da das Feedback der Lernenden, welches sie Lehrpersonen geben bzw. geben sollten, ohne Zweifel besonders bedeutsam ist, wollen wir uns zunächst mit dieser dritten Form der Rückmeldung beschäftigen. Nun werden Sie sagen: „Dazu gibt es doch eine Fülle von Ratgebern und weiterführender Literatur.“ Aber wir werden sehen, dass diese Vorschläge nicht das beinhalten, was eigentlich mit Feedback von Lernenden für Lehrpersonen gemeint ist. Oft werden Fragebögen angeboten, die von den Schülerinnen und Schülern in regelmäßigen Abständen ausgefüllt werden (sollen). Insbesondere das EMU-Projekt von Andreas Helmke und seinen Mitarbeitern ist hier richtungsweisend. Aber ist das wirklich die Form von Feedback, aus der Fremdsprachenlehrerinnen und -lehrer Rückschlüsse ziehen können, wie ihr Unterricht bei einzelnen Schülerinnen und Schülern ankommt?
In der zweiten Folge: „Feedback ja, aber wie?“ beschäftigen wir uns mit den vorliegenden unterrichtspraktischen Vorschlägen und überlegen, welchen Nutzen wir für den Fremdsprachenunterricht daraus ziehen können. Vor allem aber stelle ich Ihnen vor, was bei Hattie und Timperley sowie anderen empirisch arbeitenden Forschern mit Feedback für Lehrpersonen gemeint ist. Wie können wir im Fremdsprachenunterricht erreichen, dass einzelne Schülerinnen und Schüler uns mitteilen, ob und wie sie individuell von unserem Unterricht profitiert haben?