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Liebe KUNS-Fortbildnerinnen und Fortbildner!

Eine kleine Nachlese zur Veranstaltung vom 6. und 7. Februar 2009 in der Reinhardswaldschule: Aus Ihren Fragen und unseren Gesprächen in den Regionalgruppen habe ich insbesondere zwei Anregungen entnommen, über die ich mir inzwischen Gedanken gemacht habe, und zwar:

I. Wie können neuere Tendenzen des Fremdsprachenunterrichts so mit der Kompetenzorientierung verbunden werden, dass für die Lehrkräfte ein sinnvolles und vor allem nachvollziehbares Ensemble entsteht? Ich beziehe mich u. a. auf Unterrichtsformen, die folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Schülerorientierung mit dem Fokus auf dem Lebensbezug
  • Lernerorientierung unter besonderer Berücksichtigung individueller Lernprozesse
  • Selbstbestimmtes Lernen (auch als Vorbereitung auf lebenslanges Fremdsprachenlernen)
  • Inter-/transkulturelles sowie globales Lernen
  • Nutzung der neuen Technologien im Rahmen eines medienpädagogischen Konzepts
  • Handlungsorientierung (als Ziel und als Methode) sowie Ganzheitlichkeit
  • offene Unterrichtsformen, Projektarbeit etc.
  • kooperatives Lernen (anstelle von „oberflächlicher“ Gruppenarbeit)
  • Portfolio-Arbeit, auch in Verbindung mit Selbstevaluation

Diese neueren Orientierungen (sowie weitere denkbare Formen) können selbstverständlich nicht alle gleichzeitig in einem Unterrichtsvorschlag oder einer Unterrichtseinheit zum Tragen kommen. Wir sollten aber bedenken, dass sie einen wichtigen Beitrag bei der Umsetzung von Kompetenzorientierung leisten, besonders in der Unterrichtsarbeit, die sich auf ein Lehrwerk stützt. Damit sind wir beim zweiten Fragenkomplex, der mindestens genauso relevant, wenn nicht gar noch wichtiger ist:

II. Welche Hilfen brauchen Fremdsprachenlehrkräfte, wenn sie unter Beibehaltung des Lehrwerks kompetenzorientiert unterrichten sollen? Es dürfte nicht damit getan sein, wenn das Lehrbuch von Zeit zu Zeit beiseite gelegt wird, um eine Lernaufgabe (im Sinne des IQB) einzuschieben. Solche Aufgaben – und nicht nur Lern- sondern auch Testaufgaben – haben sicher ihren Sinn, können aber über die allgemeine Problematik, die mancherorts durch die Dominanz veralteter Lehrwerke entsteht, nicht hinweghelfen. Es wird also um Strategien gehen, in die Lehrwerkarbeit Kompetenzen fördernde Aktivitäten zu integrieren. Dabei sind folgende Fragen von Nutzen (vgl. PT 3):

  • Geht das Lehrwerk von motivierenden, aktuellen Themen und Inhalten aus, die angemessen versprachlicht werden?
  • Sind Dialoge und Texte Sprachhandelungen in der Realsituation wenigstens angenähert?
  • Bietet das Lehrwerk, vor allem im Übungsapparat, Anlässe für Sprechen und Schreiben, die auch über den Unterricht hinaus von Bedeutung sind?
  • Haben authentische Texte (Dialoge, narrative Texte, Sachtexte) den gebührenden Stellenwert?
  • Spielen die neuen Medien eine angemessene Rolle?
  • Welche Anstöße für landeskundliches und interkulturelles Lernen bietet das Lehrwerk?
  • Wie wird selbstbestimmtes Lernen angebahnt?
  • Wird tatsächlich kommunikative Kompetenz bzw. interkulturelle Kommunikationsfähigkeit gefördert?
  • Bietet das Lehrwerk Gelegenheit für „geordnete“ Ausstiege?

In diesem Sinne grüße ich Sie und freue mich auf unsere nächste Zusammenkunft am 20. und 21. Februar 2009.

Inez De Florio-Hansen